Fortsetzung syst. Aufstellung

Unterscheidung zwischen konstruktivistischer und phänomenologischer Sicht


Konstruktivistische Sicht

Vertreter

Geht zurück u.a. zurück auf Kybernetiker Heinz von Foerster, der sich sich jahrzehntelang mit der Beschaffenheit von Systemen befasste .Die chilenischen Wissenschafter Humberto Maturana und Francisco Varela liefern biologische Argumente für die Hypothese des Menschen als nichttriviale Maschine.

 

Salvador Minuchin und sein Modell struktureller Familientherapie waren sehr berühmt in den 70er und frühen 80er Jahren.

 

Ivan Boszormenyi-Nagy entwickelten ein Modell, das sich besonders auf intergenerationale Loyalitäten bezieht (Boszormenyi-Nagy und Spark 1981).

 

Helm Stierlin und mit ihm seine Arbeitsgruppe haben dieses Modell als "Heidelberger Modell" weiterentwickelt und sich mittlerweile von vielen Vorstellungen (insbesondere den explizit psychoanalytischen) entfernt.

 

Das "Mental Research Institute" in Palo Alto, Kalifornien, hatte grossen Einfluss auf die Entwicklung der systemischen Therapie. U.a. gehörte Virginia Satir zu den Gründungsmitgliedern und neben anderen haben dort Bateson, Watzlawick und Haley gearbeitet - gerade von letzteren sind Impulse in Richtung der strategischen systemischen Therapie und auch der Hypnotherapie gekommen.


Denkweise

Die systemisch konstruktivistische Sichtweise eint also die Annahme, dass unsere Wahrnehmung der Welt immer nur die Wahrnehmung eines Beobachters sein kann, der seinen eigenen internen Strukturen unterworfen ist und so nicht unmittelbar auf die Aussenwelt, sondern zunächst in rückbezüglicher Art auf sich selbst reagiert. Dies gilt auch für wissenschaftliche Beobachtungen

Wir „konstruieren“ unsere Welt indem wir ihr im Rahmen unserer individuellen Bewertungen Bedeutungen zuschreiben. Und so wie wir in diesen Wald hineinrufen, so kommt es auch zurück: Unsere Umwelt reagiert entsprechend der Wahrnehmung die sie von uns hat. Die Wahrnehmung die die Umwelt von uns hat, erzeugen wir selbst zu Teil mit, aber auch unser Gegenüber leistet einen Anteil durch seine/ihre eigenen Wahrnehmungsfilter. Entscheidend für die konstruktivistischen Ansätze ist, dass wir selbst in der Lage sind, unsere inneren Prozesse zu gestalten und lenken, jede Sekunde neu...

 

Die Frage nach der Entstehung von Verhalten muss daher nicht mehr gestellt werden, ja nicht kann gar nicht gestellt werden, da individuelle interne Prozesse nicht erforscht werden können.

 

Der Fokus ist auf die Lösung gerichtet und nicht auf die Ursache eines Problems.


Phänomenologische Sichtweise

Das wird „im Volksmund“ unter Aufstellungsarbeit verstanden.

Vertreter

Aufstellungsarbeit ist seit Generationen in unterschiedlichsten Formen und Kulturen von Amerika bis Asien bekannt. Die psychotherapeutische Arbeit mit der "Familie" und dem weiteren sozialen "Netz", in dem wir leben, geht auf die Psychotherapieverfahren "Psychodrama" (Bsp. Soziometrie ab 1930 von Jacob Moreno) und "Systemische Familientherapie" (Bsp. Familienskulptur ab 1960 von Virginia Satir) zurück.

 

Weitere Pionierin der Aufstellungsarbeit war die Hamburger Supervisorin und Chefärztin Thea Schönfelder, die mit ihrem körperorientierten Ansatz (KBT) und einfachen Aufstellungen neue Impulse setzte.

 

In Heidelberg arbeitete Fritz Simon bereits in den 80er Jahren mit einer 4 Felder-Aufstellung.

 

Einen wissenschaftlichen Hintergrund zum phänomenologischen Ansatz liefert Rupert Sheldrake mit der Theorie der morphogenetischen Felder. Über die Frage nach der Art und Weise der Formenentwicklung (Morphogenese) in der Natur breitet der Biochemiker und Zellbiologe ein Hypothesengebilde mit beinahe unvorstellbaren Folgen für Wissenschaft und Alltag aus.


Heute

Heute gibt es u.a. das Familienstellen von Bert Hellinger, Organisationsaufstellungen von Gunthard Weber und Strukturaufstellungen von Insa Sparrer und Matthias Varga von Kibéd.

 

Hier werden die Ursprünge der klassischen systemischen Therapie (Palo Alto, Heidelberg, Mailand), die narrative Therapie, die Philosophie des radikalen Konstruktivismus und die buddhistische Erkenntnistheorie einbezogen.

 

Persönliche Anmerkung von Karin Streuli: ich distanziere mich deutlich von der Aufstellungsarbeit von und nach Bert Hellinger.